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Lebensstandard

Lebensstandard drückt das reale Niveau des Besitzes und Konsumierens von Gütern und Dienstleistungen aus und ist als quantitative Größe objektiv messbar. Demnach wird damit der materielle Wohlstand und das physische Wohlbefinden für einen Menschen, eine soziale Gruppe, einer sozialen Schicht, eines bestimmten Gebietes oder eines Staates vergleichbar gemacht.

Wird der Bezugsrahmen auf nicht-wirtschaftliche und schwer messbare Bedürfnisse wie soziale Zugehörigkeit oder Selbstverwirklichung erweitert, spricht man von Lebensqualität (aus Sicht der Gesellschaft) oder Wohlbefinden (aus Sicht des Einzelnen).

Nach Artikel 25 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte hat jeder Mensch ein Recht auf „einen Lebensstandard, der seine und seiner Familie Gesundheit und Wohl gewährleistet“. Dabei sind Nahrung, Kleidung, Wohnung, ärztliche Versorgung und notwendige soziale Leistungen ausdrücklich eingeschlossen.

Bestrebungen, allen Menschen auf der Erde einen Lebensstandard nach dem Vorbild der Industriestaaten zu ermöglichen, sind aus der Sicht der Wirtschaft vorteilhaft: ein ausgezeichneter Motor für die Konjunktur. Wissenschaftler hingegen warnen: Die Welt hat nicht genügend Ressourcen dafür. Nach den Berechnungen kanadischer Forscher bräuchten wir mindestens drei Erden, um diese Wunschvorstellung zu realisieren. Die Lösung kann also nur darin liegen, neue Wertvorstellungen jenseits der Wachstumsideologie zu entwickeln, nach denen Lebensstandard im Sinne von Lebensqualität völlig neu und nachhaltig definiert werden kann, um der von den Menschenrechten geforderten Gerechtigkeit tatsächlich näherzukommen und die Regenerationsfähigkeit der Biosphäre zu erhalten.[5][6] Eine intakte Umwelt wiederum ist eine elementare Voraussetzung für einen hohen Lebensstandard.

Vor allem aufgrund seiner rein materiellen Betrachtung wird das Konzept von Vertretern nicht-westlicher Kulturen bisweilen als eurozentrisch eingestuft.[7

Indikatoren

In der Volkswirtschaft wird der (allgemeine) Lebensstandard mit Indikatoren gemessen. Hierbei werden je nach Methode wirtschaftliche und soziale Indikatoren berücksichtigt. Oft als Maßstab genommen werden:

Seltener findet man:

Anthropometrische Daten, Kalorienkonsum, Arbeits- und Freizeit sind neben Haushaltsein- und ausgaben weitere Indikatoren des Lebensstandards.

Allgemeiner Lebensstandard

Der allgemeine Lebensstandard in westlichen Ländern unterscheidet sich stark von dem in Entwicklungsländern. Eine hohe Dynamik und damit verbunden große Unterschiede zwischen Arm und Reich (d. h. hohem und niedrigem individuellen Standard) findet sich in den sogenannten Schwellenländern. Der allgemeine Lebensstandard ist unter anderem von der technischen Entwicklung abhängig. Beispielsweise zählte in Westeuropa in den 1950er Jahren eine - heute selbstverständliche - Waschmaschine nicht zum allgemeinen Standard. Als weiteres Beispiel ist in ländlichen Regionen entwickelter Länder ein Leben ohne Auto heute bereits mit starken Einschränkungen verbunden; der bisher nur individuelle Standard entwickelt sich hier langsam zum allgemeinen Standard, wobei arme Bevölkerungsgruppen davon ausgeschlossen sein können. Auch die Intaktheit der Umwelt hat Auswirkungen auf den Lebensstandard (z. B. Zersiedelung, Luft- und Bodenbelastung durch die Industrie).

Beispiel: Freizeit

Ein Industriearbeiter im 19. Jahrhundert musste typischerweise 12 Stunden täglich arbeiten, zuzüglich rund 2 Stunden häusliche Tätigkeiten. Demgegenüber wenden Jäger- und Sammlervölker – selbst in afrikanischen oder australischen Wüstengebieten – im Mittel nur 2,5 Stunden für die Nahrungsbeschaffung und 3,5 Stunden für alle weiteren Tätigkeiten auf. Beim einfachen Feldbau liegt der Wert bei knapp 7 Stunden; beim intensiven Bewässerungsfeldbau in Südostasien jedoch bereits bei fast 9,5 Stunden täglich. Wird der Lebensstandard an diesem Zeitaufwand für die täglichen Tätigkeiten für den Unterhalt, den Haushalt, die Kinder u.s.w. gemessen, liegt ein amerikanischer Durchschnittsbürger heute mit 11 Stunden täglich am unteren Ende der Skala!

Individueller Lebensstandard

Der individuelle Lebensstandard bezeichnet das Niveau der Lebensbedingungen einer Person im Vergleich zu Anderen (zumeist derselben Gesellschaft). Auf individueller Ebene gelten insbesondere materielle Güter wie z. B. ein modernes Auto, schöne Kleidung, regelmäßige Flugreisen oder ein komfortabler Platz zum Wohnen als Ausdruck eines „angemessenen" Lebensstandards (auch: des Lebensstils) in den Industrieländern.

Jedoch weist schon der „komfortable Wohnort“ auch auf andere als materielle Dinge hin. Die modern mit allem Komfort ausgestattete Mietwohnung in sozialer Brennpunktlage hat erheblich andere Lebensqualität als ein rundum modernisiertes Fachwerkhaus in einer Altstadt. Der Verzicht auf ein Auto oder Flugreisen, der in den Augen vieler sicher ein Verlust an Lebensstandard darstellt, wird von manchen umweltbewussten Menschen als Gewinn an Lebensqualität empfunden.[13]

Lebensqualität und -standard werden außerdem von Möglichkeiten der Teilhabe an kulturellen Gütern beeinflusst - das Existenzminimum beispielsweise reicht nicht für den Besuch von Gaststätten; Theater und kulturelle Veranstaltungen, Museen, Funk- und Fernsehen (Rundfunkgebühr), öffentliche Bibliotheken können auf dieser Basis nur mit hohen Ermäßigungsregelungen genutzt werden. Inwieweit hier jedoch ein „Fehlen“ von Teilhabemöglichkeiten festgestellt wird, hängt u. a. vom Bildungsstand ab. Auch Bildung gehört wie eine Reihe anderer Werte (Gesundheit, Gewaltfreiheit, etc.) zum individuellen Lebensstandard. In einigen Industriestaaten lässt sich zur Zeit beobachten, dass der Wohlstand zunimmt, gleichzeitig aber auch die soziale Ungleichheit (Anzahl der von Armut betroffenen) wächst. Familien mit minderjährigen Kindern und insbesondere Alleinerziehende sind dabei in der Gruppe mit niedrigem Lebensstandard überrepräsentiert.[14]

Auf das Individuum bezogen spricht man bei einer am bisherigen Einkommen orientierten sozialen Sicherung auch von einer Sicherung des Lebensstandards. Beispielsweise bezeichnet man die Sicherung des Lebensstandards im hohen Lebensalter als Alterssicherung. Die Sicherung des Lebensstandards ist einerseits Aufgabe des Einzelnen, andererseits Gegenstand der Politik (Sozialpolitik, Familienpolitik u. a.). Staatliche Rahmenbedingungen hierfür werden unter den Begriff Wohlfahrtsstaat gefasst.

In der Bundesrepublik Deutschland ist die Sozialversicherung an der Sicherung des bisherigen Lebensstandards orientiert. Die soziale Absicherung orientierte sich lange Zeit bei Arbeitslosigkeit (Bezug der ehemaligen Arbeitslosenhilfe) und bei Scheidung (Unterhalt) am Erhalt des bisherigen Lebensstandards durch eine am früheren Einkommen orientierte Absicherung. Von diesem Prinzip ist mit der Einführung des Arbeitslosengeldes II abgerückt worden: der Anspruch Langzeitarbeitsloser hängt seitdem von einer Bedürftigkeitsprüfung ab und orientiert sich nunmehr am (sozio-kulturellen) Existenzminimum; es stellt damit keine Sicherung des früheren Lebensstandards mehr dar. Von diesem Prinzip wurde ebenfalls durch die Unterhaltsreform (Gesetz zur Reform des Unterhaltsrechts) abgerückt: der Unterhalt orientiert sich nunmehr nicht dauerhaft am ehelichen Lebensstandard, sondern ist auf nacheheliche Eigenverantwortung ausgerichtet.

 

 

 

 

 

 

 

 


Quellen

Bildnachweis

Weblinks


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