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Ökologischer Fußabdruck

Unter dem ökologischen Fußabdruck (auch englisch Ecological Footprint) wird die Fläche auf der Erde verstanden, die notwendig ist, um den Lebensstil und Lebensstandard eines Menschen (unter den heutigen Produktionsbedingungen) dauerhaft zu ermöglichen. Das schließt Flächen ein, die zur Produktion von Kleidung und Nahrung oder zur Bereitstellung von Energie benötigt werden, aber z. B. auch zur Entsorgung von Müll oder zum Binden des durch menschliche Aktivitäten freigesetzten Kohlenstoffdioxids. 

Der ökologische Fußabdruck wird häufig verwendet, um im Zusammenhang mit dem Konzept der Bildung für nachhaltige Entwicklung auf gesellschaftliche und individuelle Nachhaltigkeitsdefizite hinzuweisen – abhängig davon, ob ein Mensch seine ökologische Reserve in ein Ökodefizit verwandelt.

Maßeinheit

Die Fruchtbarkeit von Böden auf der Erde ist nicht gleichverteilt. Berge und Wüsten sind naturgemäß weniger fruchtbar als Wiesen oder bewirtschaftete Äcker. Daher würde der normale Hektar eine falsche Wahrnehmung vermitteln. Um den ökologischen Fußabdruck von unterschiedlichen Ländern oder diversen anderen Gebieten miteinander vergleichen zu können, werden die Werte in Globalen Hektar pro Person und Jahr angegeben. Die Einheit trägt meistens die Abkürzung „gha“. Der Globale Hektar entspricht einem Hektar durchschnittlicher biologischer Produktivität weltweit.

Methodik

Die Methodik setzt zwei Flächen zueinander in Beziehung: Den für einen Menschen durchschnittlich verfügbaren Land- und Wasserflächen (Biokapazität) werden diejenigen Land- und Wasserflächen gegenübergestellt, die in Anspruch genommen werden, um den Bedarf dieses Menschen zu produzieren und den dabei erzeugten Abfall aufzunehmen (der ökologische Fußabdruck). Allerdings beschränkt sich der ökologische Fußabdruck auf biologisch produktive Land- und Wasserflächen, die in die Kategorien Ackerland, Weideland, für Fischerei genutzte Meeresflächen und Binnenwasserflächen sowie Wald eingeteilt werden. Nicht biologisch nutzbare Flächen (bebaute Flächen, aber auch Wüsten und Hochgebirge) gelten als neutral.

Der methodische Erfolg des ökologischen Fußabdrucks beruht darauf, mit Hilfe von Produktivitätsfaktoren diese Flächen umzurechnen in Globale Hektar. Damit kann man sich auf einen durchschnittlich produktiven „Standard-Hektar“ als gemeinsame Maßeinheit beziehen, um weltweit sehr unterschiedliche Flächen miteinander vergleichen zu können. Zudem konnten auf dieser Basis Zahlen bis 1960 zurückgerechnet werden, obwohl der ökologische Fußabdruck erst 1994 „erfunden“ wurde. Die Methodik wurde seitdem noch verfeinert, ohne das Grundkonzept zu verändern.

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Länderdaten zum ökologischen Fußabdruck
 
 
Das Konzept des ökologischen Fußabdruckes wurde 1994 von Mathis Wackernagel und William Rees entwickelt. 2003 wurde von Wackernagel das Global Footprint Network gegründet, eine Non-Profit-Organisation im Umweltbereich.

Bewertung

Das Konzept des ökologischen Fußabdrucks hat eine Reihe von Stärken und Schwächen:

Zu den Stärken gehören: Das Konzept ist leicht zu visualisieren und zu kommunizieren, ein Globaler Hektar ist sehr anschaulich. Sein starker Reduktionismus ist hilfreich, insbesondere im Bereich der Umweltbildung. Basis ist der Status quo, weder gibt es Spekulationen über zukünftige Technologien, noch Annahmen über „sinnvollen“ Konsum oder „notwendigen“ Lebensstandard. Der Begriff der Tragfähigkeit wird bewusst vermieden. Die Methodik ist 1994 entwickelt worden und seitdem grundsätzlich unverändert geblieben. Alte Zahlen sind mit neuen vergleichbar, Zahlen für vergangene Zeiträume errechenbar.

Dem stehen folgende Schwächen gegenüber: Die Reduktion auf eine Kenngröße ist auch eine elementare Schwäche. Die Autoren geben zu, dass dieses unvollständige Bild durch komplementäre Indikatoren ergänzt werden muss, die „andere wichtige Aspekte von Nachhaltigkeit“ berücksichtigen. Daneben ist der Hektar-Ansatz nicht für alle biologischen Faktoren anwendbar (Wasserverbrauch, Biodiversität). Nichtbiologische Faktoren wie Abfälle, nichterneuerbare Ressourcen oder toxische und andere gefährliche Substanzen finden gar keinen Platz in der Methodik. Die Produktion von CO2 trägt in den meisten Industrieländern mehr als die Hälfte des Fußabdrucks bei. Diese Dominanz eines einzigen Faktors, der ein Stück weit aus der Methodik der biologisch produktiven Flächen herausfällt, ist methodisch problematisch. Der Produktivitätsfaktor ist ebenfalls nicht unproblematisch – intensive und monokulturelle Landwirtschaft hat danach einen kleineren Flächenverbrauch als ökologischer Landbau und schneidet im Fußabdruck besser ab.

Der ökologische Fußabdruck liefert einen Überblick über die Lage sowie Einsichten für einzelne Regionen. Ein ausgewogener ökologischer Fußabdruck ist jedoch nur eine notwendige Mindestbedingung für Nachhaltigkeit und nicht hinreichend. Es besteht die Gefahr der Instrumentalisierung durch Länder oder Organisationen, die nach diesem Kriterium relativ gut abschneiden.

Als Alternative zum ökologischen Fußabdruck nach dem globalen Hektar dient der komplexe und umfangreiche Sustainable Process Index (SPI), mit welchem neben allen Stoff- und Energieflüssen auch sämtliche Emissionen erfasst werden können.


Siehe auch

Weblinks

Quellen

Bildernachweis